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Dienstag, 2. August 2011

simplify your coffee

Gestern kam ein Paket, darinnen eine mechanische Kaffeemühle; darüber schwebend die strenge Frage, wie fein die Bohnen gemahlen werden sollen um den bestaromatischen Kaffee zu erhalten.

Das Internet weiß wie immer bescheid und hat auf jedes Menschheitsrätsel tausendundeine Antwort. Ich begann mit der Frage, welcher Mahlgrad wohl der für Filterkaffee angemessenste wäre und endete in Foren voller Elend, Schicksal, Ratlosigkeit und Hoffnung.

In große Not geraten war ein junger Mann, dem ein einwöchiger Urlaub in einem fremden Haus bevorstand, denn in diesem Hause (verflucht sei es) befinde sich lediglich eine Filtermaschine und der junge Mann wisse nicht, wie er den Kaffee mahlen solle, denn – oh Schicksal! – er könne seine Mühle nicht mitnehmen um Testreihen vor Ort durch zu führen, sondern müsse zu Hause 250 Gramm vormahlen.

Wer jetzt meint, die Antwort könne so schwer nicht sein, der möge Nescafé trinken und in Einfalt leben.
Es müssen Mühlenart, Filterbeschaffenheit, Wasserhärte, Wassertemperatur, Mondphase, Luftdruck, Hüfte-Taille-Quotient und Wetterberericht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden um eine einigermaßen verlässliche Auskunft zu geben. Doch auch dann gibt es keine Garantie, dass der Kaffee schmeckt wie ein Kaffee schmecken muss.

Ich beschloss, einen Selbstversuch zu wagen und bereitete die erste Tasse mit einem mittleren Mahlgrad. Der Kaffee war voller Aroma und – so profan es klingen mag – schmeckte gut. Ich hätte zufrieden sein können, doch wenn man sich auf die Suche nach der Wahrheit macht, darf man nicht beim ersten Schluck Kaffee sitzen bleiben.
Für die nächsten vier Tassen stellte ich den Mahlgrad jeweils ein wenig feiner ein. Meine Euphorie stieg mit jedem Schluck, auch wenn ich festellen musste, dass der Kaffee nicht besser wurde. Ich begann ihn wieder gröber zu mahlen und mein Herz sprang im Kreis wie ein verliebter Bonobo. Ich war auf der richtigen Spur.
Wahrscheinlich vor Aufregung (mein Gehirn und meine Hände zitterten scheinbar unkontrolliert) hatte ich vergessen, sofort einen Mahlgrad jenseits meiner ersten Tasse einzustellen, und führte die Reihe, die ich gerade von mittlerem zum feinsten gemacht hatte, in umgekehrter Abfolge noch einmal durch.

Kann ja nicht schaden, sollte man meinen.

Inzwischen geht mir das Mahlen immer leichter von der Hand. Hatte ich die Kurbel anfangs bedächtig im Uhrzeigersinn gedreht, liege ich jetzt bei 8,3 Umdrehungen in der Sekunde. In der so gewonnenen Zeit renne ich durch die Wohnung und hämmere meinen Kopf gegen die hintere Wohnzimmerwand. Das beruhigt mich irgendwie.
Vielleicht bin ich ein wenig nervös. Ich spüre, dass ich der Antwort nahe bin und selbstverständlich erregt mich das.
Noch drei vier Tassen, dann -
Finger bleibt ruh-
Nur noch diese Tas-
was? -
Nein ich klopfe nicht-
Nur mein Kopf-
Lust auf einen Kaffee?
Frisch gemahlen
Ach, Sie trinken Tee? Schade

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